Am Wochenende habe ich bei Instagram ein paar Postings über das Grading veröffentlicht. Der Auslöser war ein Beitrag von einem deutschen Grading-Unternehmen mit dem Namen „AOG„. Ich hatte zuvor einige namhafte Influencer, bekannte Sammler und von mir geschätzte Sammlerfreunde gesehen, die den Beitrag ebenfalls teilten, sodass ich mir eine Diskussion gewünscht hatte, die ich bekommen sollte.
Gerade im Zusammenhang mit den von den USA und Donald Trump erhobenen Zöllen, die auch den Versand von Karten an PSA erschwerten, wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, um als deutsches Grading-Unternehmen um die Gunst der Sammler zu buhlen. Beckett hat bereits einen Standort in Deutschland eröffnet und es an sich nur eine Frage der Zeit, bis andere amerikanische Unternehmen, wenn es ein lukrativer Markt wird. Wir haben zwar mit Unternehmen wie zum Beispiel S.L.A.P. und Card-Corner-Grading offizielle Einreichungsstellen für PSA und Beckett, doch die müssen ebenfalls auf Sanktionen, Gebühren und so weiter reagieren, wie natürlich auch ihre eigenen Margen aus dem Geschäftsmodell ziehen.
AOG-Beitrag über ihre Vorteile gegenüber PSA
In dem Posting stellt AOG einige Punkte auf, die ich teile, denn selbstverständlich gibt es klare Gründe für ein Grading in Deutschland anstelle eines Gradings in den USA.
Offensichtliche Pro-Argumente für ein Grading in Deutschland:
- kürzere Bearbeitungszeiten
- keine Zollgebühren
- niedrigere Preise
- weniger Risiko bei Versand
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AOG beschreibt ihr Case noch als hochwertiger als das von PSA, aber dazu kann ich nicht viel sagen, doch wenn das wirklich stimmt und PSA im Gegensatz zu AOG keinen Schutz gegen UV-Strahlung bietet, dann ist das schon ein Nachteil, wenn Sammler ihre gegradeten Sammelkarten ohne Einschränkungen ausstellen wollen.
Ich empfinde die „Value Charge“, die von PSA als nachträgliche Kosten aufgeschlagen werden, wenn die Karte nach einem Grading einen enormen Wertzuwachs erfahren hat, auch zweifelhaft. Diese Wertsteigerung ist für viele PSA-Kunden der Grund für die Auftragsvergabe an PSA, da dürften in meinen Augen keine weiteren Kosten entstehen, wenn auch kein weiterer Service ausgelöst wird.
Einzig allein das Argument der „Unterstützung der heimischen Wirtschaft“ und die eingesparten CO₂-Emissionen sind für keine herausragenden Argumente, denn bevor diese intrinsische Motivation entsteht, müssen Vertrauen, Qualität und Relevanz bei deutschen Grading-Unternehmen vorhanden sein, damit diese als echte Alternative zu den amerikanischen Unternehmen PSA und BGS (Beckett Grading Service) wahrgenommen werden.
Auslöser für Diskussion mit der Community
Ich schrieb bei Instagram, dass ich mir für das Kartenhobby in Deutschland schon wünschen würde, wenn wir auch in Deutschland professionelle, vertrauensvolle und hochwertige Grading-Unternehmen haben würden, die in der Community geschätzt und anerkannt sind.
Des Weiteren schrieb ich, dass mich das ganze Bashing über Grading-Unternehmen bislang davon abhielt, auch nur eine Karte zum Grading zu schicken. Um dieses ungute Gefühl loszuwerden, müsste ich Vertrauen zu einem Grading-Unternehmen haben und genau das Thema „Vertrauen“ wurde mehrmals in den Reaktionen zitiert.
Mir ist es auch kein wichtiges Anliegen unbedingt gegradete Karten besitzen zu müssen, aber es gehört irgendwie zum Hobby dazu.
Zusammenfassung der Reaktionen
Viel Zuspruch für AOG, GSG und PGS aus der Community
Ich habe viel Lob und Begeisterung für die deutschen Grading-Unternehmen AOG (Absolute Objective GmbH & Co. KG), GSG (Gold Standard Grading) und PGS (Platin Grading Service) erhalten. Viele Sammler lassen gerne dort ihre Karten graden, weil sie diese ausschließlich für den besseren Schutz und die Optik zum Grading schicken, die Label schön finden und oft wurden Support, Kommunikation und Freundlichkeit in Bezug mit dem jeweiligen Mitarbeitenden erwähnt.
Internationale Vergleichbarkeit nicht gegeben
Wenn bei PSA, SGC und BGS in den USA gegradet wird, dann haben die Karten ein international anerkanntes und geschätztes Grading, über das sich international geltende und akzeptierte Preise für die Karten berechnen lassen.
Dieses Argument wurde häufig als Alternative zu „Vertrauen in deutsche Grading-Unternehmen“ genannt, aber das sehe ich ein wenig anders. Wenn wir innerhalb Deutschlands akzeptierte, renommierte und vertrauensvolle Grading-Unternehmen haben, dann steigt auch die Nachfrage nach Sammelkarten in deren Slabs, sorgt für eine Preissteigerung durch höhere Nachfrage und schon haben wir einen Kartenmarkt in Deutschland mit in Deutschland gegradeten Karten, der natürlich auch in andere Länder übergehen kann, wenn entsprechende Aufmerksamkeit und somit Begehren erzeugt wird. Das basiert komplett auf Vertrauen, denn nur wenn viele Sammler einem Grading-Unternehmen vertrauen, dann stärkt dies die Grading-Einschätzung und das sorgt für eine Preissteigerung.
Ein weiteres häufiges Argument war der Status von PSA durch deren Erfahrung von über 34 Jahren gegenüber jungen Unternehmen. Dies lässt sich ebenfalls durch die oben beschriebene Entwicklung teilweise entkräften, aber natürlich braucht es Zeit.
Warum willst du deine Karten zum Grading schicken?
Diese Frage wurde mir häufig gestellt. Hier hieß es stets, wenn ich meine Karten nur schützen möchte, dann solle ich mir aussuchen wessen Label ich am ansprechendsten finde und es dann innerhalb von Deutschland zu einem Grading-Service schicken. Wenn ich eine Wertsicherung oder Wertsteigerung beabsichtige, dann müsste ich die Karten in die USA zu PSA, SGC oder BGS schicken.
Viele Sammler sind unsicher und haben Zweifel
In unser Podcast-Folge von „Kartenfan – Der Podcast“ mit dem Titel „Grading – Wertanlage oder Wundertüte“ (Folge hier auf Spotify hören) hatten wir eine Umfrage zu der Folge bei Spotify erstellt und dort waren 100% kein Fan vom Grading. Viele Nachrichten erreichten mich als Reaktion auf das Thema, in denen meine Zweifel und die Unsicherheit bestätigt wurden. Es gibt also viele Sammler, die haben ihre Grading-Konzept bisher nicht gefunden.
Zeit für eine Veränderungen im Grading-Game in Deutschland?
Eine Veränderung kann nur dann stattfinden, wenn deutsche Grading-Unternehmen mehr auf sich aufmerksam machen, das Vertrauen sich erarbeiten und die Nachfrage nach deutschen Slabs steigt. Ich finde den persönlichen Ansatz seine Lieblingskarten zum Schutz und für die Optik bei einem Service seiner Wahl zu machen gut und bei dem Anspruch an die gegradeten Karten würde ich tatsächlich in Zukunft auf Unternehmen in Deutschland zurückgreifen.
Ich mag es, wenn ein Label die verschiedenen Kategorien einzeln bewertet abbildet. Wenn es dann noch ein exklusives Label für die absolute Höchstwertung gibt, macht sich das ebenfalls gut.
Wenn ich mir die Grading-Landschaft in Deutschland so anschaue, dann finde ich zahlreiche kleinere Unternehmen, die alle nicht immer nur den Schutz der Karten in den Vordergrund stellen, sondern eben die Wertsteigerung. Wenn hinter dem Grading-Prozess allerdings kein einheitlicher Prozess stattfindet und so die Spekulationen beginnen, dass eine 9 bei dem einen Unternehmen, aber eine 10 bei dem anderen Unternehmen ist, dann wird es in Bezug auf den Wert einer Karte natürlich schwierig.
Ich habe bei der Durchsicht meiner Slabs, die ich größtenteils bei Streams gewonnen habe, noch andere Anbieter aus Deutschland gefunden, die ich hier natürlich nicht unterschlagen möchte, aber in den Reaktionen auf meine Instagram-Story wurden die nie erwähnt:
- Rubin Grading Service (spezialisiert auf das Pokémon TCG)
- Alpha Professional Grading (AP-Grading)
Dies stellt keine Bewertung meinerseits dar, aber allgemein würde ich zukünftigen Unternehmensgründern empfehlen eine andere Wortwahl zu wählen. Gold, Platinum, Rubin, Alpha sind immer mit Superlativ-Versprechungen verbunden, da lobe ich mir doch die Namensgebung „Professional Sports Authenticator“ (PSA).
Vielleicht mal in die Richtung denken:
- DGU (Deutsches Grading-Unternehmen)
- DGS (Deutscher Grading-Service)
- GAD (Grading-Service aus Deutschland)
- WGK (Wir graden Karten)
Ich habe bei den nicht ganz so ernst gemeinten und mir in wenigen Sekunden erdachten Namensvorschlägen keinerlei Recherche betrieben.
Ich bin gespannt auf weitere Reaktionen aus der Karten-Community, die ihr gerne auch unter diesen Beitrag in den Kommentaren ablassen könnt, damit wir vielleicht auch hier etwas diskutieren oder ich später noch den Artikel ergänzen kann.
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