Gestern hatte ich im Sammelkarten-Hobby meinen ersten Shitstorm auf Instagram, denn Temu spielt bei mir täglich Anzeigen für Trading Card Zubehör aus und verspricht unglaublich günstige Preise. Ich fragte also auf Instagram, wer denn alles bei Temu schon mal eingekauft hat und zufrieden ist. Das war definitiv die Mehrheit und der Rest wünscht sich einen Testbericht über Temu in Bezug auf Trading Card Zubehör, weil es unsicher ist, ob dort bestellt werden kann und sollte.

Aufschrei wegen Temu

Ich hatte die Instagram-Story gestern spontan gemacht, um mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Blase aus der Sammelkarten-Szene darüber denkt. Diejenigen, die zugaben dort bereits zufriedenstellend bestellt zu haben, nahmen einfach an der Umfrage teil. Die andere Seite schrieb mir erboste Nachrichten, wie ich überhaupt mit dem Gedanken spielen könne. Da ich selbst große Zweifel habe und auch weiß, dass Temu für nicht nachhaltige Produkte steht, habe ich von diesem Experiment dann doch Abstand genommen, werde den Marktplatz aber weiter beobachten und mir andere Testberichte durchlesen.

Denn es gibt auch die andere Seite der Medaille. Schauen wir uns die Produkte namhafter Hersteller von Toploader, Magnet Holdern oder Sammelalben an, dann steht da überall „Made in China“ drauf. Die meisten Online-Shops für Trading Card Zubehör beziehen ihre Produkte aus China. Entweder von Alibaba oder Temu. Wenn ihr nämlich mal genau auf die von vielen gefeierten „Unternehmen“ schaut, dann ähneln sich die Produkte nicht nur ganz stark, sondern wir finden genau die gleichen Produktbilder schnell bei Alibaba, wo es unter anderem Toploader-Sammelalben mit individuellem Logo gibt.

Diese Verkäufer stehen auf den Trading Card Messen als Aussteller herum, haben Kooperationen mit bekannten Menschen aus der Szene und anscheinend fragt hier niemand nach der Herkunft der Produkte.

Sammelkarten Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit und das Karten-Hobby

Der Aufschrei wegen der fehlenden Nachhaltigkeit von Temu kam überraschend, denn wie nachhaltig ist denn das Sammeln von Trading Cards? Ich zum Beispiel schmeiße keine „Bulk“-Karten weg und übergehe die auch nicht einfach beim Öffnen von Boxen oder Boostern, wie ich es täglich in Videos oder Streams sehe. Die Jagd nach seltenen Karten, Hits und Autogrammen verstehe ich und möchte ich auch ziehen, aber dennoch schaue ich mir die Base-Cards doch wenigstens an oder überlege mir, was ich damit machen kann.

💪Was ist Bulk im Karten Hobby?
Unter Bulk werden im Karten-Hobby die Base-Cards genannt, die nur einen geringen Wert haben. Dabei handelt es sich beispielsweise bei Trading Cards Games um die Sammelkarten, die den niedrigsten Seltenheitswert haben und somit am häufigsten aus Booster-Packs, Boxen oder Sets gezogen werden.

Dann haben wir noch all das Papier um die Booster, die Verpackungen der Boxen und so weiter. Ich nutze die Boxen als Pakete bei Trades mit anderen Sammlern aus der Community und manchmal das Papier der Booster für einen sicheren Versand oder Füllmaterial. Mir ist die Produktion von Müll im Karten-Hobby bewusst und darum versuche ich diesen möglichst kleinzuhalten.

Mehr Nachhaltigkeit dank günstigem Trading-Card-Zubehör?

Übrigens finde ich auch den Gedanken spannend, dass wenn sich Sammler günstige Sammelalben und Aufbewahrungsboxen von Temu oder anderen Plattformen kaufen, sie dann ihre Bulk-Karten eher dort hineinlegen und nicht wegschmeißen, weil sie es nicht einsehen, für diese Karten kostspielige Produkte für die sichere Aufbewahrung von Sammelkarten zu kaufen. Ich sagte bereits, dass diese Diskussion facettenreich ist.

Das Hobby lebt von der Menge an Sammlern

Dann kommt noch hinzu, dass wir Sammler versuchen sollten möglichst wenig Menschen vom Karten-Hobby auszuschließen, denn es ist wirklich kein günstiges oder gar endliches Hobby für die meisten. Das entsprechende Zubehör geht ganz schön ins Geld und da müssen wir auch Verständnis zeigen, wenn sich nicht jeder die Masse an Toploadern, Sleeves, Magnet Holder und Aufbewahrungsboxen leisten kann, weil er eben auf das Geld achten muss.

Wie entsteht ein Preis für eine Trading Card?

Ganz klassischer Fall von „Der Markt bestimmt den Preis“, aber je kleiner der Markt, desto geringer die Nachfrage, umso günstiger die Karten. Je weniger Menschen im Karten-Hobby unterwegs sind, desto geringer fällt der Wert einer jenen Sammlung, da wir für Karten außerhalb der eigenen Personal Collection keine Abnehmer finden, um Karten zu tauschen oder zu verkaufen.

Wenn wir uns eingestehen, dass wir uns ohnehin kein nachhaltiges Hobby ausgesucht haben, dann ist der gestern stattgefundene Aufschrei wegen Temu wirklich überzogen. Der Preis allein ist bei Trading Card Zubehör nicht ausschlaggebend, denn es geht hier meistens um die sichere Aufbewahrung von Sammelkarten und wenn diese nicht gewährleistet ist, dann wird sich dies in der Trading Card Szene herumsprechen.

Erneut zur Klarstellung betone ich, dass ich in meinem Leben noch nie bei Temu, Shein, Alibaba oder sonstigen Plattformen für günstige Massenware bestellt habe. Ich kenne alle Dokumentationen über diese Unternehmen und versuche im Privatleben so nachhaltig wie möglich zu sein, um dies auch meinen Kindern vorzuleben. Doch ich kann jeden verstehen, der gerne Teil vom Karten-Hobby sein und über den Kauf in China ein paar Euro sparen möchte, um weiter in Sammelkarten zu investieren. Dieses Hobby hat großes Suchtpotenzial und es lebt eben von dieser tollen Community mit all dem Austausch, den Trades und anderen Deals.

Kann es nachhaltige Sammelkarten geben?

Ist es überhaupt möglich, das Thema „Nachhaltigkeit“ mit Sammelkarten zu verknüpfen? Ich habe mal recherchiert und bin auf eine Diskussion auf Reddit gestoßen, die ihr hier nachlesen könnt. Von dort habe ich eine passende Antwort ins Deutsche übersetzt und feiner formuliert:

Ein Booster-Pack des Pokémon TGS besteht aus drei Folienschichten. Es gibt eine Oberschichte, eine Unterschicht und eine Schicht mit dem Druck. Die Folienschichten bestehen aus einem nicht dehnbaren Zellophan und einer Aluminiumschicht. Die Versiegelung der Packs geschieht über die Erwärmung des Kunststoffes, der durch seine Schmelze für den Verschluss sorgt.

Laut Wikipedia benötigt die Herstellung von Zellophan viele Ressourcen und gerade die Entsorgung von beschichtetem Zellophan ist sehr kompliziert und aufwendig. Bei der Erhitzung des Kunststoffes entstehen Dämpfe, die natürlich in die Luft geblasen werden. Dazu muss ich ergänzen, dass die offizielle Aussage der Pokémon Company besagt, dass alle Materialien recycelbar sind. Dies ist ein guter Ansatz, doch viele Materialien sind recycelbar, aber das Verhältnis zwischen eingesetzter Energie in den Recyclingprozess und das Endergebnis ergeben bei einigen Materialien kein gutes Verhältnis.

Ich habe das Pokémon TCG nur exemplarisch herausgenommen, aber das gilt für alle Hersteller von Sammelkarten, die sich glücklicherweise einen Kopf für mehr Nachhaltigkeit machen, aber hier ist mit Sicherheit noch großes Potenzial vorhanden.

Fazit:

Halten wir fest, dass das Sammelkarten-Hobby grundsätzlich eher wenig nachhaltig und mit hohen Kosten verbunden ist. Wir vertrauen auf die Produkte von Herstellern, wissen aber wenig über die Herstellung und hinterfragen es gar nicht bis fast nie. Temu ist keine nachhaltige Plattform, die dubiose Preise für Trading-Card-Zubehör anpreisen. Meine kurzzeitige Umfrage hatte aufgezeigt, dass die meisten Besteller zufrieden sind mit der Qualität. Dennoch kennen wir auch hier nicht die Wege im Prozess der Herstellung und den verwendeten Materialien oder gar den Arbeitsbedingungen vor Ort.

Es ist ein schwieriges Thema!

 

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