„Die sind vollkommen irre. Das ist ganz klar illegales Glücksspiel.“
Diese Antwort bekam ich vergangene Woche von meinem Anwalt. Ich erzählte ihm von einem Twitch-Stream, der vorab auf seiner Website einige Spots für einen Break verkaufte. Dabei wählten diese Streamer den Modus „Pick your letter“ (PYL). Hierbei wurden verschiedene Buchstaben zur Auswahl gestellt, die sich jeder kaufen konnte. Dann wurden mehrere Boxen geöffnet und begann der Name des Motivs mit ebendiesen Buchstaben, dann bekam der entsprechende Käufer dieser Karte.
Nun war es so, dass hier sehr hochpreisige Boxen geöffnet wurden, die wenige Karten enthielten. Der Streamer konnte vorab nicht wissen, ob ein Spot ohne Karte aus dem Stream hinausgehen würde, sodass hier ein Totalverlust bei dem Besitzer des Spots realistisch möglich gewesen wäre. Wenn diese Wahrscheinlichkeit existiert, dann handelt es sich bei dem Angebot um Glücksspiel.
Das Gespräch mit meinem Freund und Anwalt war sehr eindeutig, denn wenn diese Möglichkeit eines Totalverlustes besteht, dann ist der Fall eindeutig und schon die Ankündigung auf der Website hätte zur Anzeige gebracht werden können oder enttäuschte Käufer hätten sich rechtlich erfolgreich wehren können.
Glücksspiel-Anzeichen im Karten-Hobby
Die Community im Karten-Hobby ist besonders, denn natürlich wird sich viel bedankt, es kommen faire Deals zustande, doch Veranstalter von Auktionen und Breaks haben natürlich ein Interesse an Umsatz, gerade, wenn dahinter ein echtes Unternehmen steckt. Nun ist dieses kleine Detail in einem Break für viele ein Risiko, welches Käufer bewusst eingehen, aber dennoch befinden wir uns hier in keiner rechtlichen Grauzone, sondern haben hier einen eindeutigen Rechtsverstoß.
Dies wird im Übrigens noch schlimmer, wenn hier Glücksspiel an Minderjährige angeboten wird, denn ein Paypal-Konto ist noch lange kein Anzeichen für Volljährigkeit. Bei legalen Glücksspielseiten müssen sich Nutzer stets über einen Personalausweis und mehr verifizieren. Ich habe schon häufig Minderjährige aus dem Karten-Hobby in Streams gesehen, die regelmäßig bei Breaks ihr Geld ausgeben.
Schon häufiger haben sich Sammler auf Instagram darüber ausgelassen, dass die Summe der verkauften Spots den Einkaufspreis der Kartenprodukte um ein Vielfaches übersteigt. Dazu noch das illegale Glücksspiel, da wird sich irgendwann jemand mit Anzeige oder Abmahnung bei einem Anbieter melden und nicht bloß mit einem aufklärenden Blog-Artikel.
Natürlich haben Veranstalter zusätzliche Kosten, wie Einkauf, Zoll, Verpackung, Versand und eben ein zu bezahlendes Gehalt bei echten Unternehmen oder der Ausgleich von Betriebskosten, wie Equipment, Strom, Internet und so weiter. Solange sich das im Rahmen hält, bin ich damit auch fein, doch bei der Möglichkeit eines Totalverlustes wollte ich mir dazu mal eine rechtliche Beratung einholen.
Es soll kein Anschwärzen sein, sondern eher ein gut gemeinter Ratschlag, denn der Weg zur Legalität ist in diesem Fall nicht weit.
Abmahnfallen in Online-Shops im Karten-Hobby
Nicht ganz das gleiche Thema, aber sowohl im Bereich des illegalen Glücksspiels als auch bei der Rechtssicherheit von Online-Shops sehe ich täglich bei Anbietern einige Dinge, die so im E-Commerce nicht gehen. Da ich das mit meiner Online-Marketing-Agentur beruflich mache, schüttele ich häufig bei diesen Shops mit dem Kopf. Ich würde nichts lieber machen, als mit einer Website oder Online-Shop im Bereich Sammelkarten und Trading Cards zusammenzuarbeiten. Viele haben sich eigenständig einen Online-Shop zusammengebaut, doch nur weil hier auf bekannte E-Commerce-Systemen gesetzt wird, bedeutet dies nicht, dass Anbieter aus Amerika automatisch mit den in Deutschland bestehenden Gesetzen für den Online-Handel kompatibel sind.
Da lobe ich mir einen Online-Shop für Sammelkarten, der zwar häufig Kritik für seine Benutzerfreundlichkeit bekommt, es aber so lässt, um eben nicht in die Abmahnfalle zu tappen, sondern lieber einen Haken zu viel als zu wenig von einem Käufer abverlangt.
Alternative und legale Modi für Spot-Breaks
Von großer Bedeutung ist die Verhinderung von einem Totalverlust. Der Anwalt teilte mir mit, dass auch Veranstalter einer Tombola sich eine Sondergenehmigung holen müssen, wenn sie keine Trostpreise bei einer gekauften Niete austeilen. Dies ist etwa dann möglich, wenn der Kauf eines Loses für eine Spende gedacht ist.
Genau um das Wort „Trostpreis“ geht es, denn alle Käufer müssen irgendeine Art von Gegenwert für ihren bezahlten Einsatz erhalten. Dies kann irgendeine Sammelkarte sein, ein Gutschein für den Online-Shop oder sonst eine kreative Idee. Bei Whatnot hatte ich schon häufig den Fall, dass die Käufer ohne Hit am Ende des Streams noch mit dem Veranstalter geredet und dieser ihm dann Karten zugeteilt hat. Selbst bei „Mystery Games“, Glücksrad-Varianten oder sonstigen Spielen mit starker Ähnlichkeit an ein Casino, werden immer Trostpreise ausgegeben.
Ich habe vergangene Woche den Kontakt zu den Streamern gesucht und ihnen diesen Hinweis auf das illegale Glücksspiel gegeben. Er sagte zu, dass er sich hier erkundigen wollte und sich was bezüglich eines Trostpreises einfallen lassen würde. Bis kurz vor dem Start des Streams war dies im Online-Shop nicht hinterlegt und da dies dann auch nicht Teil der AGB beim Kaufabschluss war, ist dies rechtlich ganz dünnes Eis. Gerade all die Sonderbestimmungen, die solch ein Streaming-Event mit Spot-Breaks beinhalten, sollten in den AGB festgehalten sein, da dies dermaßen angreifbar ist. Ich darf den Kontakt zu meinem Anwalt übrigens weitergeben, sollten sich hier bestimmte Menschen von dem Artikel angesprochen fühlen.
Sorry, aber sicher ist sicher
Vielleicht mag sich der ein oder andere Shop-Betreiber und Streamer nun angegriffen fühlen, aber besser ihr erfahrt es von mir, als von einem Anwalt eines Mitbewerbers, der euch wegen Glücksspiel und nicht sauberer Einhaltung der E-Commerce-Gesetze zur Verantwortung ziehen möchte. Ich empfehle jedem, dass er sich eine Rechtsberatung sucht für seine AGB und Online-Shop. Wenn jemand einen Kontakt haben möchte, dann darf er sich gerne an mich wenden. Schreibt mir eine E-Mail oder kontaktiert mich via Instagram.
Wie denkt ihr über das Thema illegales Glücksspiel im Karten-Hobby? Schreibt es gerne in die Kommentare.