Im Bereich des Sammelkarten-Grading bezeichnet der Begriff „Altered Card“ eine nachträglich veränderte Karte, bei der Eingriffe vorgenommen wurden, um optische Mängel zu kaschieren, den Zustand zu verbessern oder gestalterische Veränderungen vorzunehmen. Diese Modifikationen erfolgen entweder bewusst zur Wertsteigerung, aus künstlerischer Motivation oder in Einzelfällen auch in betrügerischer Absicht.
Was gilt als „Altered“?
Karten gelten als „altered“, wenn sie eine oder mehrere physische oder visuelle Veränderungen aufweisen, die nicht vom Hersteller stammen. Dazu zählen unter anderem:
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Kolorierung oder Retusche: Übermalen von Kanten, Entfernen von Weißbruch oder Nachzeichnen verblasster Stellen
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Oberflächenbearbeitung: Polieren, Entfernen von Kratzern oder Glätten rauer Stellen
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Trimmen: Nachträgliches Zuschneiden, um beschädigte Ränder zu entfernen
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Bekleben oder Laminieren: Aufbringen von Folien, Stickern oder Hologrammen
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Veränderungen an Autogrammen: Nachzeichnen, Ergänzen oder komplette Fälschung von Unterschriften
Diese Eingriffe führen dazu, dass eine Karte nicht mehr im Originalzustand ist – unabhängig davon, ob die Änderung auf den ersten Blick sichtbar ist oder nicht.
Bedeutung im Grading-Prozess
Wird eine Karte bei einem Grading-Dienstleister wie PSA, BGS oder CGC eingereicht und zeigt Anzeichen für Veränderungen, erfolgt keine klassische Bewertung mit einer Zustandsnote (z. B. PSA 8 oder BGS 9). Stattdessen erhält die Karte eine spezielle Kennzeichnung, wie etwa:
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„Altered“
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„Authentic Altered“ (bei PSA)
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„Evidence of Trimming“ (bei BGS, bei beschnittenen Karten)
Diese Einstufung bedeutet: Die Karte ist echt, aber verändert.
Wert & Sammlerinteresse
Auch wenn manche „altered“ Karten optisch gut erhalten sind, sind sie für viele Sammler deutlich weniger interessant. Der Marktwert ist in der Regel deutlich niedriger als der einer unveränderten Karte in vergleichbarem Zustand.
Künstlerische „Alterations“
In Teilen der Sammelcommunity – insbesondere bei „Magic: The Gathering“, „Pokémon“ oder „Yu-Gi-Oh!“ gibt es eine Subkultur von sogenannten „Card Alter Artists“, die Karten mit großem handwerklichem Geschick umgestalten. Beispiele:
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Motiverweiterung über den Kartenrand hinaus
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vollständige Neugestaltung mit Acrylfarben
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aufwändige Themen-Illustrationen
Solche Karten sind oft einzigartige Kunstwerke, die jedoch nicht als sammelwürdige Originale gelten und im Grading fast immer als „Altered“ eingestuft werden – selbst mit Künstlerunterschrift oder Echtheitszertifikat.
Bekannte Fälle und Kontroversen
Einige bekannte Fälle haben die Debatte um „Altered Cards“ öffentlich gemacht:
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PWCC & Card Doctoring Skandal (2019): Zahlreiche hochpreisige Sportkarten (z. B. Baseball-Rookies) wurden in manipuliertem Zustand bei PSA bewertet. Trimming und Retuschen führten später zu Rückforderungen von Sammlern.
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eBay-Rückgaben und Streitfälle: Käufer bemerken nachträglich Manipulationen (z. B. über UV-Licht oder Mikroskop), was zu Rückabwicklungen und PayPal-Fällen führt.
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Magic-Künstleralterationen wurden mehrfach fälschlich für Fälschungen gehalten, obwohl sie signierte Kunstwerke waren – dies führte zur Diskussion, ob ein alternativer Grading-Prozess für Custom Cards nötig sei.
Rechtliche Aspekte
Grundsätzlich gilt: Eine „altered card“ ist keine Fälschung, solange sie als solche offen deklariert wird. Problematisch wird es, wenn:
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Karten als original und unbehandelt verkauft werden, obwohl sie verändert wurden.
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die Veränderung betrügerisch verschleiert wird (z. B. getrimmte Karte als PSA 10 eingereicht).
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das Grading durch Falschdeklaration beeinflusst wird.
In diesen Fällen kann der Verkauf je nach Land strafrechtlich relevant sein, z. B. wegen Täuschung im Handel, Betrugs oder Verstoß gegen Verbraucherschutzrechte.
„Altered Cards“ sind ein sensibles Thema im Sammelkartenmarkt. Wer Karten bewertet, kauft oder verkauft, sollte sich über mögliche Veränderungen im Klaren sein – sei es aus Schutz vor Betrug oder zur fairen Bewertung von Custom-Art. Grading-Dienste schützen durch entsprechende Kennzeichnung die Integrität des Marktes – jedoch bleibt es wichtig, selbst mit geschultem Blick zu prüfen.
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