Vor einigen Wochen wurde ich von Whatnot über Instagram angeschrieben, ob ich mir in Zukunft dort Livestreams vorstellen könnte, um Trading Cards zu verkaufen. Da ich in den vergangenen Monaten mehrere Accounts aus dem Karten-Hobby gesehen habe, die Einladungen zu Voggt oder Whatnot versendet haben, habe ich das Angebot für ein Onboarding wahrgenommen und mir die Plattform zeigen und erklären lassen.

So funktionieren die Plattformen

Im Grunde handelt es sich bei den Plattformen um Verkaufsplattformen, die zweigleisig fahren. Zum einen lassen sich dort Online-Shops eröffnen, die entweder über Sofortkäufe oder Auktionen die jeweiligen Produkte verkaufen. Im Whatnot-Onboarding erfuhr ich, dass wir vor einem Livestream-Event die Produkte im Vorfeld in den Shop einstellen müssen, die wir dann live vor der Kamera bewerben und im besten Fall verkaufen.

In den Online-Shops werden dann Einzelkarten, Booster, Boxen oder Displays angeboten, die live vor der Kamera geöffnet und verkauft werden. In den Live-Auktionen werden Spots an den Höchstbietenden gekauft und hier nähern wir uns so langsam einer immer wieder auf Instagram diskutierten Kritik.

Ich bin bei Voggt nur als User unterwegs, während mir der Creator-Bereich bei Whatnot freigeschaltet wurde. Soeben habe ich dort einen Livestream gesehen, da werden die Zuschauer animiert auf einen Spot zu bieten innerhalb einer vorgegebenen Zeit. Läuft die Zeit ab, dreht sich ein Glücksrad und bestimmt dann dein Team oder du gibst mehr Geld aus, um dir eine Mannschaft auszusuchen.

Ist hier Kritik angebracht?

Es gibt im Karten-Hobby häufiger die Diskussionen über Box-Breaks und dem Verkauf von Spots. Erst heute merkte ein User auf Instagram auf, dass 20 Spots zu je 20 € für das „Lothar Matthäus Platinum Curated Set“ auf Voggt angeboten wurde. Dies macht einen Umsatz von 400 € für ein Set, welches von Topps für 120 € verkauft wurde. Laut dem User bekommt Voggt bei jedem Verkauf eine Provision von 8,9 % plus 0,36 € pro Transaktion für Privatverkäufer, doch auch wenn wir die abziehen, liegt hier eine wirklich große Marge vor.

Vorsicht vor Glücksspiel-Strukturen im Karten-Hobby

Auf den Plattformen werden Gelder eingesammelt, um dann mit Glück passende Karten zu ziehen oder an einem Glücksrad wird gedreht, um dann einen Gewinn in Form von Sammelkarten auszuwählen. Ich muss nicht weiter durch die Blume reden, dass es sich hierbei um Glücksspiel handeln könnte. Viele Übereinstimmungen lassen sich im Karten-Hobby wiederfinden, während schon der bloße Kauf von Boostern eine gewisse Nähe zum Glücksspiel hat und auch entsprechende Süchte entwickeln kann. Doch besinnen wir uns auf das Wort „Trading Card“ zurück, dann lautet die Übersetzung eben „Tauschkarten“. So geschieht es gerade auf einem wirklich tollen Discord-Server für Sammler von Wrestling-Sammelkarten.

Nun steht auf Whatnot, dass genau dieses Glücksräder und Versteigerungen von Losen nicht gestattet sind, aber wie möchte die Plattform dies kontrollieren? Ich habe es heute auf der Plattform live gesehen. Ich hätte es gemeldet, wenn ich denn angemeldet gewesen wäre. Die Grundidee von Voggt und Whatnot besteht nicht darin, dass aus dem Live-Shopping ein Online-Casino entsteht, dies möchte ich hier besonders betonen, doch es gibt halt wieder die von Geld besessenen User, die hier ihre Chancen erkannt haben und hier müssen die Plattformen eingreifen.

Das Thema „Steuern“ habe ich noch gar nicht angerissen, aber auch hier würde das Finanzamt bei dem einen oder anderen Streamer wahrscheinlich fündig werden. Bitte nicht falsch verstehen, denn jeder soll machen, was er will, doch glauben wir dem Ehrenkodex im Karten-Hobby auf dem YouTube-Kanal der B-Brothers, dann sollten wir uns nicht gegenseitig abziehen. Händler und Streamer sollen ihren Gewinn aus den Verkäufen und Aktionen ziehen, müssen sie auch, aber doch bitte im Rahmen und fair.

Ich selbst bin gerade tief drin im Thema und muss mich gerade mit neuen Einkäufen zügeln, weil es einfach so viel Spaß macht. Umso dankbarer bin ich, dass ich eine große Tausch-Community gefunden habe, in der ich eben tauschen kann und dann kommen auch noch so viele aus dem Ruhrgebiet.

Whatnot vs. Voggt – Welche Plattform denn nun nutzen?

Schaut euch eure Zielgruppen an, vergleicht die Konditionen und wählt bei Bedarf eine der Plattformen aus. Ich glaube aktuell betreibt Whatnot mehr Marketing, um in dem Markt eine Position einzunehmen, doch ich glaube viele große Accounts aus Deutschland sind bei Voggt aktiv.

Voggt nimmt die oben erwähnten 8,9 % plus 0,36 € pro Transaktion von Privatkäufern. Bei Whatnot steht im FAQ eine Gebühr von 8 % Provision auf den Verkaufspreis plus eine Zahlungsabwicklungsgebühr von 0, 30 € pro Transaktion.

So wie ich das mitbekommen habe in den vergangene Monaten läuft die Werbung für anstehende Live-Events meistens über Instagram ab, weil diese Plattform die erfolgreichste bei vielen Nutzern ist. Einige aus dem Karten-Hobby beschweren sich regelmäßig über diese Art von Events, denn wenn so viele Spots zu hohen Preisen verkauft werden, der Gewinn pro Box unverschämt wird, dann ist das nicht das Ziel einer Community, sondern hier geht es nur um die Kohle.

Ich bin auch nicht blöd und erkenne die Maschen einiger reichweitenstarker Händler, die im Beisein von Kunden jede gezogene Karte derartig abfeiern, um dem Käufer ein gutes Gefühl zu vermitteln. Natürlich sind in YouTube-Videos und Livestreams gespielte Emotionen am Start, um uns Zuschauer zu binden, zu begeistern und zu einem weiteren Kauf zu animieren. Es sind eben Influencer, Händler oder beides, die Geld mit dem „Hobby“ machen. Hier muss jeder selbst entscheiden, wen er mag, wem er folgen will und wo er sein Geld gegen Trading Cards eintauscht.

Das Prinzip des Live-Shoppings im Karten-Hobby finde ich toll. Stellt eure Karten rein, ähnlich wie bei eBay, und zeigt diese anschließend den Interessenten im Livestream und versucht diese anzupreisen. Gerne verkauft auch die Displays und Boxen im Livestream und öffnet diese, denn wenn ihr viele Follower habt, dann könnt ihr unterhalten und alle fiebern gemeinsam mit. Eine Sammelkarte kann Emotionen und Geschichten hervorheben, die ein Streamer besser vermitteln kann als eine leblose Kleinanzeige. Wie auf allen Social-Media-Plattformen sind es am Ende die Nutzer, die dem ganzen eine Richtung, einen Sinn oder eben einen faden Beigeschmack verpassen.

Ich hoffe sehr, dass die Teams von Voggt und Whatnot alles Erdenkliche gegen Glücksspiel-Strukturen unternehmen, denn die Grundidee ist toll und erweitert die Community-Angebote im Karten-Hobby. Live-Shopping ist in anderen Ländern bereits ein großer Trend und Deutschland kommt langsam nach.

Wie sind eure Meinungen dazu? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.

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