Lamine Yamal ist aktuell der Hype-Fußballer der Stunde, denn der Superstar vom FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft bricht derzeit nicht nur auf dem Spielfeld alle Rekorde, sondern auch seine Sammelkarten werden für Rekordsummen gehandelt.
Nun wurde die 1/1 Superfractor Autograph aus Topps Chrome UEFA Euro 2024 für 396,500 Dollar verkauft und laut einigen Quellen handelt es sich nun um die viertteuerste Fußballkarte in der Geschichte. Die Karten auf den Plätzen ein bis drei zeigten bislang Pelé, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Eine der Quellen ist der offizielle Instagram-Kanal vom Hersteller „Topps„, der hier auf Instagram von dem Verkauf berichtete und sich auf die Verkaufsplattform „Goldin“ als Quelle bezieht.
Verkauf wird von einem Vorwurf begleitet
Am gestrigen Sonntag wurde mir häufig ein Screenshot aus einer Instagram-Story geschickt, der folgenden Text enthält:
„Mein Kollege und ich haben diese Karte [von Lamine Yamal] damals bei PUSHDICH gezogen und wir wurden hart von ihnen verarscht.Sie haben uns gesagt, dass diese Karte sicherlich keine PSA 9 werden würde, sondern eher eine PSA 7. Wie ihr alle mitbekommen habt, wurde die Karte eine Doppel 10.
Das war allerdings noch nicht alles, denn da mein Kollege und ich damals neu im Hobby waren, haben wir ihnen natürlich vertraut. Sie wollten die Karte, besser gesagt ihr Kollege wollte die Karte für 15k, aber wir wollten mindestens 20k. Irgendwnn, nachdem sie uns viele Argumente genannt hatten, dass wir erst einmal einen Käufer finden müssten, haben wir ihnen die Karte für 17,5k verkauft. Ich habe alle Beweise auf WhatsApp. Ich habe mit Chris von PUSHDICH geschrieben.“
Ich habe den Text nicht inhaltlich verändert, aber da es eine sehr emotionale Nachricht in einer Instagram-Story war, habe ich den Text an einigen Stellen zugunsten des Leseflusses korrigiert.
Der Verfasser dieser Nachricht ist der Instagram-User „mtbreaks_official„. Dieser User hatte bereits am 11. Januar 2025 überglücklich die Karte in seinem Instagram-Feed gepostet und sich selbstverständlich sehr gefreut.
Zusammenfassung
In dem Text teilt uns der Nutzer mit, dass er damals die Karte, nach Einschätzung von einem Chris von PUSHDICH, für 17.500 € verkaufte, da diese sagten, dass die Karte lediglich eine PSA 7 bekäme, wenn sie zum Grading eingeschickt werden würde. Nun kam es aber ganz anders, denn sowohl der Zustand der Karte aus als auch der Zustand der Unterschrift bekamen jeweils eine PSA 10, welche der Bestnote von PSA entspricht.
Jetzt musste der ehemalige Besitzer (anscheinend ein 19-jähriger Neuling im Hobby) feststellen, dass die Karte zum fast 20-fachen Preis verkauft wurde und ist jetzt nicht begeistert. Selbst nach Abzug der Value-Charge von PSA und der Gebühr von Goldin bleibt da mehr hängen als die 17.500 €.
Der Value Charge von PSA (Professional Sports Authenticator) ist ein zusätzlicher Gebührenaufschlag, der bei der Bewertung (Grading) einer Sammelkarte anfällt, wenn deren Marktwert nach der Bewertung (z. B. durch eine hohe Note wie PSA 10) stark steigt.
Der nächste Skandal im Kartenhobby rund um Lamine Yamal?
Soeben veröffentlichen viele aus dem Kartenhobby ihre Instagram-Story mit dem Vorwurf an PUSHDICH, dessen falsche Einschätzung dem ersten Besitzer der Karte viel Geld entgehen ließ. In den Kommentaren wird eine Stellungnahme verlangt, so wie es vor wenigen Wochen der Fall war, als im Geschäft der B-Brothers eine Karte von Lamine Yamal spontan zu günstig einem Sammler abgekauft wurde. Damals gab es zeitnah ein Statement, die Karte wurde erneut verkauft und der Erstbesitzer bekam am Ende auch noch die Differenz zu 100% ausbezahlt.
Das Stimmung auf Instagram kochte damals sehr hoch und die Diskussionen wurden hitzig, so wie es sich gerade ebenfalls wieder entwickelt.
Ähnlich wie bei den B-Brothers handelt es sich bei PUSHDICH um bekannte Sammler, Händler und Streamer, dessen Expertise im Hobby ein Gewicht hat. Eine derartige Fehlbewertung einer Karte in Kombination mit einem Deal innerhalb ihrer Bubble wirft kein schönes Licht auf dieses Szenario. Ich gebe hier allerdings keine Wertung ab, sondern versuche zu diesem Zeitpunkt nur das zusammenzufassen, was ich so auf Instagram gelesen habe.
Einige aus dem Hobby hatten heute Morgen ein Statement dazu im Podcast „Collectors Uncut“ erwartet, doch ich hatte den Teaser zur neuen Folge schon mehrere Stunden vor diesem Wirbel gesehen und daher war klar, dass einer der beiden Hosts, der auch Breaker bei PUSHDICH ist, sehr wahrscheinlich von diesem Wirbel um die „Lamine Yamal“-Sammelkarte nichts wusste.
Update 1: Statement von PUSHDICH auf Instagram
Am heutigen Montag, dem 16.06.2025, kam hier das erste Statement von PUSHDICH zu der „Lamine Yamal“-Karte über deren Instagram-Kanal. In dem Statement heißt es, dass der Erstbesitzer direkt beraten wurde, ob er die Karte verkaufen oder direkt nach Goldin zu schicken. Die „Lamine Yamal“-Karte wurde vor Ort bei PUSHDICH abgeholt und hier habe es ebenfalls eine ausführliche Beratung gegeben, wie auch die Aufklärung über entstehende Kosten, aber auch mögliche Marktschwankungen. Dennoch habe sich der Besitzer für einen Verkauf entschieden zu einem ausgemachten „marktüblichen Preis“ zu diesem Zeitpunkt.
Es habe auch einen ersten Versuch des Weiterverkaufs gegeben, der nicht bezahlt wurde, da habe sich der Erstbesitzer nicht gemeldet und dieser sei in den Augen von PUSHDICH auch kein Neuling im Hobby, da er bereits als Händler und Breaker aktiv gewesen sein soll. Zusätzlich wird mit rechtlichen Konsequenzen gedroht.
Auf der zweiten Seite des Statements auf Instagram ist eine E-Mail von Dennis (NissiRipz und somit der erwähnte Podcast-Host von „Collectors Uncut“) zu sehen, in der die Beratung dokumentiert wurde, in der die Frage gestellt wurde, ob er die Karte verkaufen oder zu Goldin schicken möchte. In der E-Mail steht auch, dass PUSHDICH von Angeboten unter 20.000 € abraten würde.
Meinung zu dem Statement:
Das Statement enthält die erwartenden Punkte, da ich bereits sagte, dass eine solche Beratung ein wichtiger Teil der Reputation von PUSHDICH ist. Mir fehlt noch etwas der Bezug zu der in Aussicht gestellten PSA 7, die dann doch zu einer PSA 10 wurde. Nun haben sich schon einige Sammler den Scan bei PSA angesehen und kommen zu dem Entschluss, dass die Karte einen guten Tag erwischt hat, um diese Bewertung zu bekommen.
In den Kommentarspalten wird bereits diskutiert, wieso der Besitzer dann nur 17.500 € bekam und nicht die 20.000 €, die keinesfalls angenommen werden sollten, aber hier weisen direkt welche darauf hin, dass hier ein Unterschied zwischen Händler und Privatpersonen gemacht werden soll.
Ein User bezieht sich auf die ebenfalls angesprochenen WhatsApp-Chats, die wohl eine andere Auslegung des Sachverhalts darstellen würden, aber solange hier keine Veröffentlichung vorliegt, handelt es sich nur um Spekulationen.
Ich glaube einfach, dass diese enorme Differenz zwischen 20.000 € und knapp 400.000 Dollar einfach so unvorstellbar ist, dass nicht nur ich die Wahrheitsfindung äußerst spannend finde. Schlussendlich teile ich aber auch die Äußerungen aus der Kommentarspaltung, dass ein solch schnell gefasster Entschluss, die Karte zu verkaufen, diese Gefahr mit sich bringt.
Neue Nebendiskussion entfacht: Altered Card
In der Zwischenzeit bekam ich bereits das Feedback zu dem Artikel, dass die Karte ein professionelles Cleaning erhalten habe, weil eine vorher sichtbare Macke nicht mehr auf den abschließenden Bildern von Goldin zu sehen wären. Dazu folgende Kurzdefinition:
Im Kontext des Gradings von Sammelkarten bezeichnet eine „Altered Card“ (auf Deutsch: veränderte Karte) eine Karte, die nachträglich verändert oder manipuliert wurde – unabhängig davon, ob dies aus künstlerischen, restaurativen oder betrügerischen Gründen geschah.
Eine solche nachbearbeitete Karte erhält normalerweise kein klassisches Label von PSA und anderen Grading-Unternehmen, sondern dort stünde stattdessen „Altered“ oder „Authentic Altered“ auf dem Label. Diese Karten sind normalerweise deutlich weniger wert, aber auf dem Label der „Lamine Yamal“-Karte steht dies nicht, sprich, wenn eine solche nachträgliche Restaurierung stattgefunden haben sollte, dann wurde dies nicht von PSA bemerkt, dies führte dann zu der abweichenden Bewertung im Gegensatz zu der anfänglichen Einschätzung und schlussendlich zu diesem Verkaufspreis.
Ich fasse weiterhin nur Kommentare zusammen, die ich im Rahmen dieser Diskussion gefunden habe. Ich muss gestehen, dass ich heute zum ersten Mal von „Altered Cards“ gehört habe.
Meine Meinung zu der Thematik
Seit Januar hat sich viel getan bei dem Marktwert von „Lamine Yamal“ und ich denke, auch wenn sich hier erneut zusammengesetzt werden würde, dann sind wir im Januar nicht bei dem Preis der Karte, der jetzt erzielt wurde. Mich macht es stutzig, dass eine perfekte doppelte PSA 10 von so renommierten Experten als PSA 7 eingeschätzt wurde. Die Expertise gehört zum Geschäft von PUSHDICH und viele Sammler wollen und müssen sich auf ihre Einschätzungen verlassen.
Wenn bewusst an einen solchen Weiterverkaufswert gedacht wurde, dann finde ich die Verhandlungen von 20.000 € auf 17.500 € ebenfalls merkwürdig. Wenn ich solch einen Gewinn vor Augen gehabt hätte, dann wären mir die 2.500 € recht egal gewesen. Mittlerweile kann ich das erste Statement von PUSHDICH einbeziehen und hier scheinen Händler die Karte auf 20.000 € geschätzt zu haben, sie boten 17.500 €, um dann bei einem Weiterverkauf die Differenz als „Gewinn“ zu haben. Ganz normaler Ablauf, wenn Karten an einen Händler und nicht an eine Privatperson verkauft wird.
Nur wenn ich es richtig verstanden habe, dann war der zweite Besitzer der Karte ein „Kollege“ von PUSHDICH und damit scheint die Expertise auf den ersten Blick nicht mehr unabhängig gewesen zu sein. Von PSA 7 bis zur doppelten PSA 10 ist ein Quantensprung, gerade bei dem Hype um Lamine Yamal, und soweit entfernt kann eine professionelle Einschätzung kaum möglich sein.
Genau wie damals beim Aufruhr um die Lamine Yamal bei den B-Brothers ist eine unterstellte „Verarsche“oder „Abzocke“ einfach nicht möglich und wäre leichtsinnig, denn beide hier genannten Händler sind reichweitenstarke Influencer, die das Business noch einige Jahre machen wollen. Beide funktionieren auf Basis eines Rufes, der auch die Expertise einbezieht.
Learnings aus dem „Skandal“
Wir können daraus lernen, dass solch eine spezielle Karte von vielleicht mehreren „Experten“ eingeschätzt werden sollte und in der Podcast-Folge mit dem Interview des Erstbesitzers einer 1/1 Superfractor von „The Rock“ aus WWE Topps Chrome 2024 haben wir erfahren, wie schnell so ein Pull die Runde macht und sich entsprechende Verkaufsplattformen direkt bei einem melden, um eine Auktion mit erfahrenen Händlern durchzuziehen.
Diese „Learning“ mag kein Trost für den Erstbesitzer dieser Karte von „Lamine Yamal“ sein, aber vielleicht kann nicht nur ich was aus diesem „Fall“ mitnehmen.
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