Im vergangenen Jahr ist mir das Thema bereits aufgefallen, aber auch in diesem Jahr beobachte ich auf Instagram wieder ein Phänomen im Karten-Hobby. Die dunkle Jahreszeit beginnt und die Sammler verlassen das Karten-Hobby. Meistens sind es noch recht junge Accounts, die plötzlich den täglichen Storysale anschmeißen, um möglichst viele ihrer Karten zu verkaufen.

Ich werde in diesem Artikel verschiedene Gründe aufgreifen, die ich in den vergangenen Wochen und bereits im Jahr 2024 mitbekommen habe, denn das Thema ist facettenreich. Ich gehe davon aus, dass wir demnächst auch im Podcast mal über das Thema besprechen und vielleicht bekomme ich zu diesem Artikel geeignetes Feedback für entsprechende Zitate und mehr Input von außerhalb meiner Gedanken.

Gründe für die Hobbyaufgabe und ihre Bedeutung für das große Ganze

Geldprobleme: Der offensichtliche Elefant im Raum

Einer der häufigsten Gründe das Hobby zu verlassen sind anscheinend Geldprobleme, denn bereits im vergangenen Jahr häuften sich die Instagram-Stories, in denen es hieß, dass die Rechnungen für das Tierfutter der Haustiere, die Werkstattkosten für Reparaturen am Auto oder einfach nur finanzielle Engpässe ein Grund seien, um einen Storysale machen zu müssen oder Sammlungen aufgelöst werden.

Selbstverständlich können immer unerwartete Kosten auf jemanden zukommen, die nicht abzusehen waren und dann muss Kapital herangeschafft werden. Gleichzeitig bin ich nicht erst seit der „Gründung“ von Kartenfan auf Instagram aktiv und habe noch nie so viele von dieser Art von Content gesehen.

Geldprobleme vs. Sucht

Es fällt aber auch auf, dass es auch Accounts gibt, die eine angebliche private Notlage nutzen, um mit aufgebautem Mitleid vielleicht schneller an Geld zu kommen, denn die gleichen Accounts, die einen verzweifelten Storysale machen, posten dann wenige Tage später neue Sammelkarten aus aktuellen Sets. Dies zeigt doch, dass hier erst Geld beschafft wurde, um erneut in neue Trading-Card-Kollektionen gehen zu können und das hat einen faden Beigeschmack.

Für mich erscheint dieses Verhalten immer wie ein klares Anzeichen für eine Sucht, wenn nicht sogar Spielsucht, denn einerseits fehlt einem „Sammler“ an allen Ecken das Geld, aber andererseits tauchen dann neue Sammelkarten aus gehypten Produkten wieder in den Feeds und Storys auf.

Ich habe bereits mal betont, dass der soziale Druck und der Geltungsdrang bei einigen Sammlern in den Breaks, den Communitys und Livestreams klar zu beobachten ist, denn wenn ein Sammler bekannt ist für seine Personal Collection (PC) und einen Stream betritt, dann entsteht extrinsischer und auch intrinsischer Druck den Spot unter all den Umständen zu kaufen, denn es ist bekannt, dass derjenige eben diesen Spieler, Wrestler oder Charakter sammelt. Um diesem Strudel zu entkommen, bedarf es einer Selbstreflexion, denn sonst kommt plötzlich die bittere Rechnung.

Verfügbarkeit der Produkte und Preisanstiege

Ein weiterer Grund für die Beendigung des Kartensammelns ist die Entwicklung des Hobbys im Bereich der Verfügbarkeit und der Preisanstiege der Produkte. Wenn die Kollektionen von Jahr zu Jahr mindestens 20 % teurer werden, dann muss jeder schauen, ob das eigene Budget ausreicht, um wirklich ein zufriedenstellendes Hobby-Leben führen kann.

Ich bin ein großer Fan von dem Öffnen von Packs und Boxen, sodass mich das Hobby nicht glücklich machen würde, wenn ich ausschließlich Einzelkarten kaufen würde oder müsste. Dieser Nervenkitzel wegen des Unbekannten macht für mich den Spaß seit meiner Kindheit aus und den möchte ich mir mit dem Hobby bekanntlich erhalten. Darum weiche ich auch gerne mal auf weniger kostspielige Produkte aus, wie etwa Topps Match Attax oder asiatische Produkte, wie etwa chinesische Pokémon-Karten, Kayou oder Kakawow.

Bei der Verfügbarkeit der Sammelkarten-Produkte demotivieren gleich zwei Punkte, denn zum einen sind offiziell beim Hersteller angebotene Produkte in wenigen Sekunden ausverkauft und gleichzeitig starten am Release-Tag immer mehr Streams auf Whatnot oder Voggt.

Group Breaks vs. Gewinnmaximierung

Die Grundproblematik von Streams besteht aus meiner Sicht darin, dass ich Group-Breaks zwar sinnig finde, gerade wenn insbesondere Fußball-Fans ohnehin nur Karten von einem Verein sammeln oder im Wrestling es Fans hinbekommen ihre PC rund um einen oder zwei Wrestler aufzubauen, aber andererseits rechne ich immer die Einnahmen für die Streamer grob aus und kann nur schlecht gönnen, wenn ich die Box zum UVP nicht erhalten habe, aber der Streamer dann 100 % und mehr Marge mit einer Box macht.

Ich habe nichts gegen normale Online-Shops, die natürlich eine kleine Marge haben müssen, die sich bei einigen vertrauenswürdigen Shops auch in Grenzen halten, aber oft entstehen nach dem offiziellen Ausverkauf beim Hersteller direkt „Marktpreise“, an denen sich dann alle orientieren und dies sind die nachvollziehbaren, aber von mir nur schwer unterstützbaren, Auswirkungen auf die knappe Verfügbarkeit, die durch die Verteilung und andere Faktoren oft künstlich und manipuliert ist.

Nachvollziehbare Preiserhöhungen

Eine Base-Card von Raúl im Trikot vom FC Schalke 04 aus Topps Inception 2025 wird dann plötzlich bei ebay für knapp 20 € verkauft, eine Base-Card von einem mittelmäßig erfolgreichen Wrestler aus Topps Finest 2025 WWE kostet dann 5 € in einem Instagram-Storysale und Erlebnisse dieser Art übersteigen die Preise aus den vergangenen Jahren um ein Vielfaches.

Das Hobby wird größer, darin besteht kein Zweifel und das beeinflusst natürlich auch die Verfügbarkeit der Produkte und erklärt die Preisanstiege durch die höhere Nachfrage, aber das führt auch direkt zum nächsten Punkt.

Sammelkarten als Investitionsobjekt

Jetzt denkst du vielleicht: Wieso sollte jemand aus dem Hobby aussteigen, weil Sammelkarten als Investitionsobjekt angesehen werden? Ich meine damit die falschen Erwartungen, um überhaupt in das Hobby einzusteigen. Ich bin sehr dankbar für das mir entgegengebrachte Vertrauen, wenn ich Nachrichten oder E-Mails von angehenden Sammlern bekomme, die mich um einen Rat fragen, doch oft lauten die Fragen wie folgt:

  • Lohnt es sich da reinzugehen?
  • Welche Box lohnt es sich zu kaufen?
  • Sind da teure Karten drin?

Auch in meinem Freundeskreis fing plötzlich jemand an sich Sammelkarten aus der NFL und NBA zu kaufen, weil er von wertvollen Karten aus diesen Sportarten hörte, aber hatte keinen Bezug dazu.

Wenn jemand mit der Vorstellung in das Hobby geht, dass er ruhig sämtliche Spots und Karten kaufen kann, weil er wird diese zu guten Preisen schon verkaufen können wird, der fällt damit halt auf die Nase. Anders verhält es sich aktuell mit Sealed-Produkten, denn hier scheint es im Moment egal zu sein was auf Sammelkarten gedruckt wird. Die knappe Verfügbarkeit und die hohe Nachfrage wird schon zu einem gewinnbringenden Verkauf führen.

Sind Sealed-Produkte-Sammler wirklich Kartenfans?

Ich werde niemals ein Fan von Sammlern sein, die angeben sie würden Sealed-Produkte sammeln, denn hier steht das Geld für mich zu sehr im Mittelpunkt, aber natürlich darf jeder alles sammeln wie er mag. Genau diese Geldgeier spielen bei der geringen Verfügbarkeit eine Rolle, denn während Kartensammler dann gezwungen sind ihre Produkte zu hohen Preisen oder in Streams zu kaufen, haben diese Sammler von Sealed-Produkten diese in ihrem Koffer, Keller oder Vitrine stehen.

Auch hier führen falsche oder keine Informationen dazu, dass einige Menschen mittlerweile sämtliche Boxen sich in den Keller stellen, weil sie glauben, es wird eines Tages mehr wert sein. Immer wieder posten diese „Sammler“ ihren angeblichen Sealed-Produkte-Schatz und werden dann aufgeklärt, dass sie da vermehrt auf die falschen Produkte gesetzt haben.

Ich stand vor ein paar Monaten auch mal in der Schlange bei Smyths Toys am Release-Tag einer neuen Pokémon-Kollektion und hier standen so offensichtlich organisierte Menschengruppen an, die sofort den Weiterverkauf der Produkte im Kopf hatten, was auch direkt auf dem Parkplatz passiert ist.

Wenn jemand das Thema „Geld“ also falsch einschätzt, dann liegen bei einem plötzlich haufenweise Karten, das Konto ist leer und dann beginnen die Panikverkäufe. Immer wieder posten Sammler auf Instagram regelmäßig ihren Storysale mit den gleichen Karten, weil sie hoffen, eines Tages schlägt jemand zu. Dies kann passieren, aber es gibt auch unverkäufliche Karten, außer sie kommen in ein großes Lot oder gar ein Mystery Pack.

Wie kann das Hobby nachhaltig größer und spaßiger werden?

Aufklärung auf verschiedenen Wegen

Aufklärung ist wohl der beste Weg das Hobby so aufzubauen, dass dieses größer wird und langjährige Sammler mit Spaß und Freude an Sammelkarten hervorbringt. Dazu gehören mehr reichweitenstarke Sammler, die auf diese Punkte hinweisen. Allein auf Selbstverantwortung hinzuweisen reicht in meinen Augen nicht, denn es gäbe allgemein und überall nicht so viele Süchtige, wenn es mit diesem Hinweis getan ist. Vielleicht mal Wahrscheinlichkeiten, echte Preisentwicklungen, Hinweise auf Checklisten und so weiter geben, anstelle in Streams bei hochnummerierten Karten von Unbekannten rumzuschreien oder jede Karte als „geisteskrank“ zu hypen.

Verantwortungsbewusste Content-Creator/Influencer

Die lautesten und reichweitenstärksten Content-Creator sind leider meistens auch die, die den Fokus auf die High-Value-Karten legen. Es zeigt natürlich, dass hier das Interesse am größten ist und ich schaue mir solche Videos auch gerne an, aber es bedarf mehr Bubbles mit einer anderen Art von Sammlern. Es gibt diese Fan-Sammler, vorwiegend kenne ich solche Gruppen aus den Bereichen Wrestling, Disney und Comics, aber diese bleiben meistens unter sich, in geschlossenen Gruppen und leben dies nicht öffentlich im Internet aus.

Schöne Karten > Wertvolle Karten

Es wäre wünschenswert, wenn der Fokus mehr auf „schönen Karten“ und nicht auf „wertvollen Karten“ liegen würde, aber die Bestätigung, die Wertschätzung und auch die Likes bekommen eher die wertvollen Karten. Nun muss es auf Instagram nicht zwingend um Likes und Reichweite gehen, doch nur mit Likes und Reichweite vergrößern wir die Liebhaber von schönen Karten und nehmen vielleicht einigen Sammlern so den Druck nur wertvolle Karten zu posten oder zu jagen.

Das erste Feedback zu dem Artikel brachte es schön auf den Punkt:

Neue Karten wertschätzen und nicht immer die nächste Karte jagen.

Geschichten statt Werte vermitteln

Ich versuche mit Olipedia in unserem „Kartenfan – Der Podcast“ und auch in unserer interaktiven Card-Battle-Show „Karten auf den Tisch“ das Hobby so zu leben, dass schöne und mit Geschichten aufgeladene Sammelkarten in den Fokus rücken. Hier haben wir durch unsere Reichweite im Hobby glücklicherweise auch andere inspiriert dies zu machen und das ist der richtige Weg, wenn mehr Formate und Accounts entstehen, die Geschichten und Optik über Kartenwerte legen.

„Kindheitserinnerungen auf Karten gedruckt“, heißt es in unserem Podcast-Intro und so lebe ich dieses Hobby. Wenn wir das verbreiten, dann halten wir neue Sammler in dem Hobby, haben dadurch mehr Tauschpartner, mehr Austausch und größere Community-Events mit tollen Menschen.


Da dieser Text sehr lang geworden ist, belohne ich dich für das Lesen mit einem persönlichen Dankeschön, wenn du diesen Beitrag einfach kommentierst und deinen Instagram-Account reinschreibst. Vielleicht findest du auf diesem Weg auch neue Gleichgesinnte und Follower.