„Könige der Sammelkarten“ ist eine Dokumentation über das Karten-Hobby und stellt die B-Brothers in den Fokus, die sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht haben. Ihr Geschäft „B-Brothers Store“ für Sammelkarten und Collectibles in Langenfeld ist zu einem Treffpunkt der Szene geworden, den ich auch gerne besuche. Meinen ersten Besuch dort werde ich nie vergessen und habe damals hier darüber berichtet. Es gibt auch Videos und Bilder von der Planung und dem Bau des Fachgeschäfts.
Nun habe ich die Dokumentation „Könige der Sammelkarten“ soeben in der ZDF-Mediathek angeschaut und werde nun eine „Fernsehkritik“ schreiben, wobei das Wort „Kritik“ grundsätzlich nicht vollständig negativ konnotiert ist, denn vorab kann ich dir sagen, dass ich die Dokumentation größtenteils sehr gelungen finde und diese ordentliche Werbung für das Hobby ist, die viele Sparten und Einstellungen im Hobby wunderbar zusammenfasst. Die komplette Dokumentation kann hier angeschaut werden.
Kiki und Ivan im Porträt
Die Dokumentation beginnt mit den Vorstellungen der B-Brothers Ivan und Kiki, die ihre Leidenschaft für Sportkarten jederzeit mit altem Fotomaterial belegen können, welches die Brüder beim Auspacken von Basketball-Karten zeigt. Es wird schnell klar, dass ihr heutiges Geschäft und auch ihr Standing im Hobby nicht auf Basis einer Geschäftsidee beruht, sondern hier zwei Kinder ihr Hobby zum Beruf gemacht haben.
Kiki zeigt seinen persönlichen Hobby-Raum und damit auch die beeindruckende Personal Collection mit einzigartigen Sammelstücken. Da werden die Michael Jordan Rookies und die First Edition Gluraks, beide mehrfach vorhanden, nur nebenbei erwähnt, in einer Sammlung von solch einer Qualität.
Seit 2020 wurden die Brüder scheinbar von dem Fernsehteam begleitet, denn ich wusste nicht, dass sie Besitzer von Hotels, Restaurants und einem Brauhaus sind. Es wird gezeigt, wie sie mit ihrem Vater eine Kartenmesse in Köln besuchten und dann beleuchtet eine Erziehungswissenschaftlerin das familiäre Verhältnis, denn die Eltern unterstützen die Leidenschaft der Brüder seit dem ersten Tag. Das Statement hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, denn ein wenig Vertrauen in die Interpretationsfähigkeit der Zuschauer wäre wünschenswert gewesen. Jedoch bezeichnet diese Expertin das Hobby als sinnvoll und sinnstiftend – ist doch nett zu hören.
Woher kommen Sammelkarten?
Die facettenreiche Dokumentation betreibt auch viel Aufklärungsarbeit, wie etwa die Antwort auf diese Frage, woher dieses Hobby kommt und seit wann es denn Sammelkarten überhaupt gibt. Spannende Informationen und Detailwissen, welches auch Außenstehende hoffentlich aufsaugen werden, um uns Kartenfans besser zu verstehen, das Sammelkarten-Hobby als Teil der Popkultur weiter anzuerkennen. Es ist ebenso, wie es immer wieder von Sammlern betont wird, dass jeder Hype, ist er auch noch so schrecklich im Moment, langfristig ein paar mehr Sammler an das Hobby bindet, damit wir mehr Möglichkeiten für das Tauschen und die Deals bekommen.
„Je mehr Leute sammeln, desto mehr Storys gibt es hinter den Karten“
Auch dieses Zitat ist bei mir hängengeblieben und gerade mit Blick auf meine Sammlung kann ich das bestätigen, denn die Anzahl meiner PC-Karten mit einer privaten Geschichte dahinter steigt.
Ich hätte übrigens nicht gewusst, dass die ersten Sammelkarten im Jahr 1875 erschienen sind und Boxer und Schauspieler abbildeten. Durch die Beschäftigung mit der beliebten Insert-Kategorie „Allen & Ginter“ hätte ich aber gewusst, dass diese ersten Sammelkarten oft in Zigarettenpackungen beilagen oder später in Süßigkeiten, wie etwa Kaugummis. Da habe ich schon eine Vintage-Karten geöffnet und musste hart gewordene Kaugummis entfernen. Natürlich darf der Hinweis auf die weltweit teuerste Sportkarte nicht fehlen, denn was wäre eine Dokumentation über Sammelkarten ohne die Erwähnung der berühmten „Micky Mantle“-Baseballkarte und ihrem Preis von 12,6 Millionen Dollar.
So wurde aus einem Marketingtrick eine echte Leidenschaft für ganz viele Leute.
Ein tolles Zitat aus der Dokumentation, welches wir uns eigentlich öfter bewusst machen müssen. Es hat jetzt keinen Einfluss auf meine Sammelleidenschaft, aber ich finde die Marketingperspektive aus beruflichen Gründen immer interessant.
Corona gilt als Auslöser des Sammelkarten-Hypes
Im Hobby heißt es schon lange, dass die Corona-Zeit das Interesse an Sammelkarten massiv befeuert hat, denn wir konnten nicht unter Menschen und viele haben sich ein Hobby gesucht, dabei Livestreams von Influencer-Breaks angeschaut und das sammeln, tauschen und verkaufen von Trading Cards funktionierte auch im Lockdown. Dazu präsentiert die Dokumentation auch spannende Stimmen von deutschen Vertreten von Topps und Panini, die natürlich nicht offen zugeben von dem Sammelkarten-Wahnsinn extrem zu profitieren, aber ein verschmitztes Lächeln ist da glaube ich zu erkennen.
Die Zukunft des Karten-Hobbys
In der Dokumentation wird gesagt, dass sich der Wert der sich im Umlauf befindenden Sammelkarten wahrscheinlich in den kommenden Jahren noch verdreifachen wird. Es heißt auch richtig, dass sich der Wert einer Karte durch vier Faktoren zusammensetzt, von denen ein Faktor niemals in der Gegenwart bestätigt werden kann:
- Zustand
- Seltenheit
- emotionaler Wert
- historische Bedeutung
Es gibt auch einen spannenden Teil in der Dokumentation, in der auf die Preisentwicklung der NBA-Spieler Kobe Bryant und Antoine Walker eingegangen wird, die Lieblingsspieler der B-Brothers. Es zeigt gerade in Bezug auf den Rookie-Hype, wie etwa Lamine Yamal, dass solche frühen Investments schiefgehen können, wobei die damaligen Preise der Sammelkarten mit den enormen Preisen von heute nicht mehr verglichen werden kann, weil es damals eine kleine Gruppe von Sammelkarten-Verrückten war, die sich über Verkäufe keinen Kopf gemacht haben.
Gleichzeitig wird auch der Markt nach dem Tod von Kobe Bryant thematisiert, denn dort geschah ähnliches wie ganz aktuell nach den Todesfällen von Wrestling-Legende Hulk Hogan und Fußball-Superstar Diogo Jota, wo im Social Media viel über die explodierenden Preise gesprochen wurde.
Sammelkarten sind eine moderne Art von Aktien.
Ein Zitat von Kiki aus der Reportage, das zwar ansatzweise stimmt, aber hätte mehr in den Kontext gesetzt werden sollen, um nicht allzu viel Hoffnung bei Anfängern zu machen. Bei Aktien von Unternehmen handelt es sich um ein weitaus komplexeres Thema, da viel mehr Faktoren bei der Unternehmensbewertung eine wichtige Rolle spielen als bei der Preisentwicklung einer Sammelkarte, die stellenweise von künstlichen Hypes hochgetrieben werden.
Aktualität der Dokumentation
Immer wieder werden Szenen von Influencern gezeigt, wie Trymacs, Logan Paul, Montana Black und auch hier haben wir sehr aktuelle Clips aus dem Internet. Dies unterstreicht, dass die Produktion ein wirklich topaktuelles Produkt mit frischen Stimmen und Eindrücken produziert hat. Die Dokumentation endet mit der Cardmadness 2025 und hier schließt sich ein spannender roter Faden, der anfangs geöffnet wurde.
Es ist schön zu hören gewesen, dass die Dokumentation natürlich die Zuschauer mit bemerkenswerten Zahlen zum Staunen bringen möchte, aber auch immer wieder betont, dass der emotionale Wert eine bedeutende Rolle einnimmt und einen Blick auf das eigentliche Sammeln wirft. Jedoch finde ich grundsätzlich die Geschichten über gekaufte Immobilien durch den Verkauf von Sammelkarten, Wertsteigerungen von 1.000 Dollar zu 800.000 Dollar, reiche Sammler-Nerds nehmen schon einen großen Teil in der Dokumentation ein.
Mein Fazit: Ich hätte es ahnen müssen
Ich bin Fan der B-Brothers und mir ist bewusst, dass Kiki auf einem anderen Level seine Trades macht, aber es sind weiterhin Trades, ergo er tauscht seine Karten gegen seine Chase-Cards und kauft sich diese nicht, behält teure Karten trotz Angebote und hat nie die kindliche Freude an dem Sammeln verloren.
Immer wieder fallen spannende Sätze über das Hobby, die mit Emotionen, Erinnerungen, Bewahrung der Kultur, Kind bleiben und solche Themen in Verbindung stehen, aber ich habe erst nach Beendigung der Doku folgenden Teaser-Text gelesen:
Das Geschäft mit Sammelkarten boomt: YouTuber öffnen Packs in Livestreams, Stars jagen seltene Karten, die Preise explodieren.
Abseits der zwei Brüder aus Langenfeld konzentriert sich die Doku auf den Boom der Preise und lässt so beinahe ausschließlich Sammler zu Wort kommen, die auf einem ähnlichen Level traden oder wertvolle Sammlungen in die Kamera zeigen. Gleich an zwei Stellen wird mal mehr mal weniger die Zusammensetzung der Preise bei Sammelkarten beleuchtet.
Wenn ich die Dokumentation nun bewerte, dann sind es zwei parallel laufende Handlungsstränge:
Teil 1: Porträt über die B-Brothers
Eine langjährige Begleitung durch die Kamera mit authentischen Bildern, spannenden Stimmen von Freunden und Familie und es wird ihr Blick auf das Sammeln beleuchtet. Dieser Teil ist in allen Teilen sehr gelungen und vermittelt das Bild, welches ich bei jedem Besuch in Langenfeld verspüre.
Teil 2: Lupe auf das Sammelkarten-Hobby
Es geht mir nicht darum, dass ich in der Dokumentation nur High-End-Karten sehe, sondern darum, dass ein Mitarbeiter bei Panini interviewt wird, es ein Schnittbild von den Fortnite-Sammelkarten gibt, aber es dann nur um die große Nachfrage und die Preisexplosion geht. Dieser Transport von dem finanziellem Wert einer Sammelkarte zu der Integration heutiger Popkultur wird ausschließlich von den B-Brothers transportiert, aber nicht weiter in den Ausführungen drumherum thematisiert. Mir ist bewusst, dass dies nicht das Thema der Dokumention ist, aber so wirken die beiden Teile der Dokumentation teilweise konträr zueinander.
Kindheitsbilder mit den ersten NBA-Sammelkarten auf der einen Seite und das Zählen von vielen 100 €-Scheinen auf der anderen Seite.
Dies ist jetzt ein „Zitat“ von mir und beschreibt sowohl die Dokumentation als auch den aktuellen Zustand des Hobbys an sich relativ gut.
Insgesamt ist die Dokumentation sehr gelungen, aber ich bin eben Teil dieser Community und finde die Rezeption von Außenstehenden spannender und hoffe diese irgendwo demnächst lesen zu können.
Wie ist deine Meinung zu der Dokumentation? Schreib mir dies gerne in die Kommentare.
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