Am kommenden Freitag erscheint „Prismatische Entwicklungen“, das neue Set von Pokémon TCG und auf den Social-Media-Kanälen beschweren sich viele Sammler und Käufer, dass kurzfristig ihre Bestellungen und Vorbestellungen storniert wurden.

Oft wird nun gesagt, dass dies nicht legal ist und darum wird es mal wieder Zeit für einen Anruf bei meinem Anwalt und solch einen Artikel! Im ersten Artikel zum Thema „Glücksspiel im Karten-Hobby“ habe ich bereits Rücksprache mit meinem privaten Freund gehalten, der halt Anwalt ist und sich zufällig auch im Verbraucherschutz tätig ist.

Ich habe dem Anwalt folgenden Text geschickt mit der Bitte um Einordnung. Diesen Text habe ich so als Warnung in einer Instagram-Story gesehen, welche bereits von einem anderen Nutzer geteilt wurde. Ich kann leider den Urheber dieses Textes nicht ausmachen, da dieser verdeckt ist und es sich hierbei um einen Screenshot handelt, daher habe ich diesen leicht abgeändert, um eventuellen Ärger zu vermeiden:

Betreff: Widerrechtliche Vertragsauflösung durch Händler (Prismatische Entwicklung Pokémon TCG):

Alle, die eine Vorbestellung dieses Sets bei einem Händler aufgegeben haben und diese bereits bezahlt haben, schlossen damit einen rechtsverbindlichen Kaufvertrag ab. Dieser kann nicht einseitig aufgelöst werden, auch nicht durch eine Rückerstattung des Händlers, sofern ihr als Käufer den Kauf nicht rückgängig gemacht habt. Ich kann allen empfehlen, diese Händler auf den Vertragsbruch aufmerksam zu machen und sie aufzufordern den gültigen Vertrag einzuhalten. Ansonsten ist eine Klärung über den Verbraucherschutz oder einen Anwalt ratsam. Eine Sammelklage ist ebenfalls eine Möglichkeit, wenn noch andere Geschädigte ausfindig gemacht werden können. Diese aktuellen Entwicklungen sind eine Gefahr für das Karten-Hobby und Händler sollten auf dieses illegale Geschäftsgebaren aufmerksam gemacht werden.“

Warum dieser Artikel?

Stornierte Bestellungen

Aktuelle ist der Hype um die Kollektion „Prismatische Entwicklungen“ des Pokémon TCG so groß, dass der Preis für die entsprechenden Produkte in die Höhe steigt. Händler stornieren jetzt die Bestellungen, in denen Käufer die Produkte zum UVP oder zu einem fairen Preis gekauft haben, weil sie die Produkte anschließend für höhere Preise verkaufen können. So jedenfalls lautet zum jetzigen Zeitpunkt der Verdacht der Käufer, die eine Stornierung bekommen haben.

Nun ist es so, dass es nicht zum ersten Mal der Fall wäre, dass Händler weitaus mehr Vorbestellungen angenommen haben als am Ende an Ware geliefert wird. Dies hat jüngst zu einer Insolvenz eines bekannten Händlers geführt, der mit den Vorbestellungen einer Kollektion bereits die darauffolgenden Produkte finanziert hat. Dieses Vorgehen entwickelt sich zu einer Spirale von finanziellen Engpässen, die zum Aus dieses Unternehmens geführt hat.

Gerade bei einem solchen vorzeitigen Hype könnten Händler die Chance auf das große Geld gewittert haben und diese haben auf ausreichend Ware spekuliert, aber sie werden diese in der erhofften Stückzahl vielleicht nicht bekommen. Gleichzeitig ärgern sich einige Händler, dass sie die eingetroffene Ware weit unter dem aktuellen Marktpreis abgeben müssen, weil der Kauf eben vor dem Hype in Form einer Vorbestellung stattfand.

Juristische Einordnung eines Laien | KEINE RECHTSBERATUNG

Ich habe mit meinem Anwalt gesprochen, der übrigens auch im Freundeskreis immer von mir als „Mein Anwalt“ bezeichnet wird. Einer der coolsten Menschen, die ich in jüngster Vergangenheit kennenlernen durfte. Dies nur, weil er es lesen wird. ❤️

Dennoch gebe ich das nun aus dem Gedächtnisprotokoll wieder, bin selbst kein Jurist und daher ersetzt dies keinesfalls eine Rechtsberatung. Ich werde jetzt den oben zitierten Text für euch entschlüsseln und die mir mitgeteilten Tipps weitergeben.

Rechtsverbindlicher Kaufvertrag

In der Tat handelt es sich bei einer bezahlten Bestellung oder Vorbestellung, mit eingegangener Bestellbestätigung, um einen gültigen Kaufvertrag, dessen beidseitige Pflichten dort geklärt sind. Ihr habe Pokémon-Produkte gekauft und bezahlt, die der Händler euch nach dem Eintreffen zuschickt. Wichtig ist hierbei, dass die Bezahlung im Vorfeld stattgefunden hat und eine Bestellbestätigung vorhanden ist. Die Bestellbestätigung ist gleichzeitig die Vertragsbestätigung und diese sollte auch Informationen über Lieferinformationen und Versandinformationen enthalten.

Im deutschen Recht ist der Handel im E-Commerce sorgfältig geklärt, sodass eventuell für diesen Fall hier bedeutungsvolle Einzelheiten in den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ (AGB) festgehalten werden sollten, wobei diese sich ebenfalls innerhalb der Gesetze befinden müssen.

Händler begehen Vertragsbruch bei Stornierung

Dieser Vorwurf stimmt dann, wenn der Händler entweder mehr Vorbestellungen, als er Ware bekommt, angenommen hat oder der ehemalige Käufer nach der stornierten Bestellung nachweisen kann, dass der Händler die einst gekauften Produkte anderweitig verkauft, wie etwa zu höheren Preisen.

Sollte bei einer Vorstellung dem Händler bekannt gewesen sein, dass mehr Vorbestellungen aufgenommen worden sind als am Ende ausgeliefert werden kann, dann ergibt sich hier sogar der Fall eines Schadenersatzanspruchs, wenn die Lieferunfähigkeit auf Fahrlässigkeit, Überbuchung oder mangelnde Planung zurückzuführen ist.

Gerade im Bereich von „Pokémon TCG“ zeigt sich immer wieder, dass Händler mit einer genauen Stückzahl an Produkten nicht planen können und es wurde häufig geraten nur einen minimalen Prozentsatz davon im Vorfeld in Form von Vorbestellungen zuzulassen. Natürlich muss ein Händler mit irgendetwas planen, doch die Finanzierung von Produkten langfristig ausschließlich über Vorbestellungen zu regeln, ist mehr als fahrlässig.

Durch eine massive Überbuchung der Vorbestellungen geben die Käufer dem Händler einen zinslosen Kredit, den er durch das nächste Investment ohne Sicherheiten verzockt. Kommt es nun zu Lieferengpässen, Verschiebungen oder eben Verknappungen, dann ist die Liquidität des Händlers bedroht.

Wenn diese Punkte belegt und bewiesen werden können, dann kommt es eben zu mehr als nur der Rückzahlungspflicht.

Wenn übrigens bewusst mehr Vorbestellungen angenommen werden, dann befinden wir uns auch im Wettbewerbsrecht, denn Händler ohne diese Strategie könnten ebenfalls wegen irreführender Geschäftspraxis zu der Abmahnung greifen. Jemand bunkert alle Vorbestellungen bei sich zu einem Top-Preis, wissentlich die niemals erfüllen zu können und der Wettbewerber geht leer aus, nur weil dieser seine Hausaufgaben erledigt und den richtigen Preis veranschlagt hat.

Verbraucherschutz einschalten

Im Gespräch mit dem Anwalt meinte dieser, dass solch ein Fall wirklich mal zum Verbraucherschutz gelangen sollte, da es hier zu einer „Musterfeststellungsklage“ kommen sollte, die es im Nachgang den ähnlich betroffenen Geschädigten erleichtern wird, ihr Recht auf kürzerem Wege durchzusetzen.

Was ist eine Musterfeststellungsklage?

Eine Musterfeststellungsklage ist eine Möglichkeit für Verbraucherverbände, einen Anspruch für alle Verbraucher in einem speziellen Fall herauszuarbeiten, in dem in der Musterfeststellungsklage der allgemeine Anspruch der Verbraucher geprüft wird. Da wir alle viele amerikanische Gerichtsfälle in Filmen und Serien sehen, wird in Deutschland oft von einer „Sammelklage“ gesprochen, die es aber so nicht gibt.

Wenn ich das mit der Musterfeststellungsklage richtig verstehe, dann könnte der Verbraucherverband einen Präzedenzfall erwirken, den aber im Anschluss die Verbraucher dann eigenständig geltend machen müssen. Dies bedeutet, dass wenn die Musterfeststellungsklage erfolgreich ist, dann können Verbraucher sich einen Anwalt suchen und auf Basis dieses Urteils ihr Recht einholen.

Verbraucherschutz freut sich auf junge Verbraucher

Der Verbraucherschutz würde sich freuen, wenn jüngere Geschädigte diese Hilfe wahrnehmen würden, da noch immer zu wenig Menschen von ihren Rechten wissen, besonders wenn es um den Kauf von Produkte und Dienstleistungen im Internet geht. Wenn ihr das Gefühl habt, dass da etwas nicht rechtens ist, dann bieten Verbraucherverbände kostenlose Sprechstunden mit erfahrenen Anwälten an, die euch beraten oder euch gar unterstützen.

Illegale Geschäftsgebaren bei Pokémon-Händlern

Es kommt immer auf den Fall an, doch bei dieser Strategie mit den Vorbestellungen, aber auch den Stornierungen wegen Profitgier, können folgende Gesetzesverstöße eine Rolle spielen:

  • Vertragsrecht
  • Wettbewerbsrecht
  • Verbraucherrecht
  • Strafrechtliche Aspekte (u. a. Betrug,Untreue)
  • Insolvenzrecht (wenn Liquidität nur wegen Vorbestellungen existiert)

Am wichtigsten ist hierbei immer für den Verbraucher die Beweispflicht.

Tipps für den Umgang mit verdächtigen Stornierungen

Der Anwalt wiederholte häufig, dass der Käufer den Beweis für eine unrechtmäßige Stornierung erbringen muss. Wenn ein Käufer also eine Stornierung von „Prismatische Entwicklung“ erhält, aber wenige Tage genau das Produkt im Online-Shops, Streams, Breaks oder sonst wo sieht, dann macht ein Foto davon.

Am einfachsten wäre natürlich der Einblick in die Bestellungen des Händlers, welchen der Käufer bei einem Gerichtsprozess mit seinem Anwalt beantragen könnte. Der Käufer und sein Anwalt müssen hierbei glaubhaft machen, dass diese Informationen für die Entscheidung des Gerichts wesentlich sind.

Ich gönne meinem Anwalt jeden Mandanten, aber formuliert ein gutes Schreiben mit dem Hinweis auf den Anspruch auf Vertragserfüllung. Ähnlich wie der selten in Anspruch genommene Verbraucherschutz scheuen natürlich viele Geschädigte die Auseinandersetzung oder gar den Gang zum Anwalt.

Darum mache ich diese Aufklärungsarbeit nämlich, denn das Karten-Hobby ist stellenweise vollkommen verseucht und darum möchte ich verhindern, dass viele Sammler gnadenlos abgezogen werden.

Wenn ihr einen Verdacht bezüglich dieser Geschäftstaktik habt, dann könnt ihr im ersten Schritt auch eine strafrechtliche Anzeige aufgeben. Schildert den Fall der Polizei und mit etwas Glück zeigt er euch weitere Möglichkeiten auf oder der Fall wird von den Behörden verfolgt.

Wohin entwickelt sich das Pokémon TCG oder allgemein das Kartenhobby?

Selbstverschuldete Insolvenzen, finanziell geschädigte Sammler, absurde Mondpreise und eine extreme Verknappung der Produkte für die breite Masse sind nur wenige von aktuellen Problemen im Karten-Hobby und in diesem Beispiel im Pokémon TCG. Wir müssen aufklären, aufeinander aufpassen und irgendwie auch Grenzen aufzeigen.

Eure Meinung interessiert mich immer sehr. Gerne auf Instagram oder in den Kommentaren eure Meinung dalassen.

 

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