Ich möchte mal wieder etwas loswerden und bin auch bereit mit anderen Sammlern aus dem Hobby zu diskutieren, doch viele Deals, egal ob Sales oder Trades, im Sammelkarten-Bereich scheitern auf Basis der Preisfindung einer Karte. Dies möchte ich hier näher erläutern und aufzeigen, wie ich nach dem Preis einer Sammelkarte schaue, um einen fairen Deal zu vereinbaren.

Ich habe bereits an anderer Stelle über den „Wert von Sammelkarten“ geschrieben, aber in den vergangenen Wochen habe ich immer ein Argument aufgetischt bekommen, auf das ich mich nur teilweise einlasse:

Du sparst aber doch die Liefergebühren aus Amerika und den Zoll.

Angebot und Nachfrage

Die Basis des Handels ist stets das Angebot und die Nachfrage, da sind wir uns bestimmt alle einig, doch in vielen Story-Sales im Social Media wird schnell klar, dass die Nachfrage bei einigen Karten anscheinend nicht vorhanden ist, da diese sich bei einigen Accounts mehrfach wiederholen und stets die gleichen Karten beinhalten. Dies zeigt doch, dass entweder die richtige Person bisher nicht gefunden wurde oder die Preisvorstellung einfach nicht mit der Nachfrage der Karte übereinstimmt.

Ich beobachtete, wie einige Sammler bekannte „Werkzeuge des Verkaufens“ nutzen, um einen künstlichen Druck bei ihren Followern und Interessenten aufzubauen. Da wurden Karten bei Instagram wie folgt angeboten:

  • Einmalige Chance
  • Letzte Chance
  • Nur heute für den Preis
  • Letztes Mal

Bei allen Beispielen habe ich verfolgen können, dass diese vorgespielte Einmaligkeit eine Lüge war. Bei einem in der Wrestling-Szene „bekannten“ Sammler und Streamer kam es sogar vor, dass Karten aus der „Letzte Chance“-Story am Folgetag für weit weniger Geld erneut angeboten wurden.

Ich bin ein Fan von Zahlen und Statistiken und weiß doch, dass bei Accounts von einer Größe von 1.500-3.000 Followern mir vorwiegend die sich wiederholenden Story-Zuschauer weit oben angezeigt werden, die Reaktionen meistens aus der gleichen Bubble kommen und so müssen das doch Follower mitbekommen, wenn so zeitnah diese Strategien angewendet werden. Darum weine ich mit zwei lachenden Augen auch einem anderen bärtigen und gefeierten Wrestling-Influencer aus Deutschland nach, der mir plötzlich nach vielen Monaten und als treuer Story-Zuschauer entfolgte. Ich mache nur Spaß, aber so etwas fällt doch in der kleinen Szene auf.

Hierzu habe ich kürzlich einen Tipp für Instagram gegeben:

Erstelle ein Story-Highlight und halte dies stets aktuell. Ein Story-Highlight kann geteilt werden. Klick dazu einfach auf dein Story-Highlight, dann oben rechts auf die drei Punkte und du erhältst einen Link zu deinem gesamten Story-Highlight. Diese postest du dann mit einem Link-Sticker in deine Story und jeder Interessent kann sich bei Bedarf durch deine Karten klicken, die aktuell bei dir für einen Trade oder Verkauf zur Verfügung stehen. Diesen Tipp haben bereits einige Sammler beherzigt.

Wie recherchiere ich den Preis einer Sammelkarte?

Ich nutze genau drei Wege, um einen fairen Preis für eine Sammelkarte zu finden.

  1. 130 Point: Nicht immer zuverlässig, aber ein schneller Weg, um bereits verkaufte Sammelkarten plus den erzielten Preis zu ermitteln.
  2. ebay: Bei ebay können über den Filter auch bereits verkaufte Artikel angesehen werden, um so den aktuellen Wert einer Sammelkarte zu ermitteln
  3. Persönlicher Wert: Wenn ich mich in eine Karte schock verliebe, dann entscheide ich auch gerne aus dem Bauchgefühl heraus

Gerade der „Persönliche Wert“ spielt häufig eine große Rolle, aber kommen wir mal zu meinem Aufreger in diesem Artikel:

Zölle und Versand zum Kartenwert addieren

Wenn ich eine Karte zu einem bestimmten Wert kaufe, dann hat diese eben den Wert, den andere bereit sind zu bezahlen. So funktionieren beinahe alle Märkte. Doch wieso sollte ich einem Sammler zusätzlich den Preis für früheren Versand oder dem Zoll bezahlen, denn diese Faktoren erhöhen den Wert der Karte nicht.

Natürlich spielt die Verfügbarkeit eine gewisse Rolle, denn wenn ich eine Karte unbedingt haben möchte und diese nur einmal in Deutschland verfügbar ist, ansonsten etwa ausschließlich in Amerika, dann spare ich mir Versandkosten und Zollabgaben durch den Kauf in Deutschland. Dann bin ich bereit einen Teil dieser „gesparten“ Kosten zu zahlen, doch nicht den vollständigen Betrag dieser Zusatzkosten.

Begründe es gerne mit der geringen Verfügbarkeit und setze den Preis etwas höher an, aber auf Basis vergangener Verkäufe mache ich als Käufer direkt einen Verlust, auch wenn die Karte mich nie mehr verlassen soll. Jeder soll es so machen wie er es vertreten kann und vielleicht findet sich ein Sammler, der den persönlichen Wert einer Karte anders bemisst, aber für mich sind Kosten für Versand und Zoll kein Argument für überteuerte Verkäufe gegenüber nachweisbar bisher erzielten Preisen.

Ich hatte den Fall gestern bei einer Karte, die nachweisbar vor wenigen Tagen in Amerika für umgerechnet 20 € verkauft wurde, doch der Verkäufer wollte nun 45 € für die Karte haben. Er ließ sich von seinem Angebot auch nur minimal abwenden und zeigte mir genau auf, dass mein Denken respektlos sei. So habe ich den Deal platzen lassen.

Recherchiere bitte den Marktpreis

Bei einem „Ankauf von Sammelkarten“ und ich spreche hier nicht von einem Trade, rate ich dir stets die Preise zu recherchieren.

Bei Whatnot und Voggt gibt es gerade im Pokémon-Bereich so viele Streamer, die mithilfe von „Sudden Death“-Versteigerungen unfassbar hohe Preise für Karten erzielen. Erst gestern wurden Preise für Pokémon-Karten erzielt, die den eigentlichen Marktpreis um ein Vielfaches überstiegen.

Lasst euch nicht einfach erzählen, wie schwer es sei, bestimmte Produkte aus Amerika hier in Deutschland anzubieten. Durch Zwischenhändler, Kontaktpersonen in Amerika oder Dienste wie „Ship my Card“ entstehen da unberechtigte Gewinne, die nicht zu unterschätzen sind.

Lass dich nicht verführen

Ich will zwar nicht immer die Glücksspiel-Karte spielen, aber der Anblick einer noch nie gesehenen Karte für eure PC in Kombination mit der überraschenden Verfügbarkeit der Karte in einer Instagram-Story oder in einem Stream sorgen dafür, dass Rationalität und Vernunft ausgeblendet werdet.

Ihr glaubt gar nicht, wie vernetzt viele Sammler untereinander sind, Produkte gemeinsam importieren und diese dann überteuert in Deutschland anbieten. Da entstehen wirklich lukrative Margen.

Die meisten „Hypes“ sind künstlich so aufgeblasen und zwar von reichweitenstarken Menschen im Kartenhobby, da verlieren täglich viele Menschen viel Geld.

Viele Bubbles, Communitys und Gemeinschaften im Kartenhobby bringen hier noch den vermeintlichen Zusammenhalt untereinander mit ein, um dieses Vertrauen dann auszunutzen. Es bilden sich Cliquen und Fanscharen um Menschen, die gleichzeitig neue Online-Shops für Sammelkarten eröffnen, um damit natürlich Geld zu verdienen. Das dürfen und sollen sie auch, aber ihr solltet ein wenig Mathematik anwenden und die hier erzielten Margen mit denen von anderen Märkten vergleichen.

Kleiner Hinweis zu Livestream-Breaker

Bei Livestreams, in denen Spots auf bestimmte Sportler, Charaktere, Wrestler oder Teams ab einem Euro angeboten werden, ist das Hauptargument bei kritischen Stimmen, dass doch alle Auktionen bei einem Euro anfangen.

Gleichzeitig werden Sammler persönlich angesprochen, die einen Spot im Normalfall kaufen, sie werden ermutigt und wollen dann ihrer Community beweisen, dass sie zu jedem Preis diesen Spot kaufen. Hier wird angeblich auf die Eigenverantwortung gesetzt, doch wenn die immer gegeben wäre, dann hätten nicht so viele Menschen ein Spielproblem. Den Livebreaks wird schnell die Atmosphäre eines gemütlichen „Get-togethers“ unter Freunden zugesprochen, doch das ist mit den kostenlosen Getränken und der frischen Luft in Spielcasinos zu vergleichen.

Macht euch mal die Mühe und vollzieht mal die Marge zwischen der Summe aus verkauften Spots und dem Marktpreis der Produkte nach. Das wird dem einen oder anderen Sammler hoffentlich die Augen öffnen.

Die ganzen Skandale im Kartenhobby müssen aufhören

Jeden Tag erreichen mich Beiträge und Nachrichten über Fehlverhalten aus dem Kartenhobby. Gerade junge Sammler lassen sich von charismatischen Influencern anziehen, wollen dringend dazugehören und geben ihr Geld für überteuerte Sammelkarten aus.

Deine Sammlung muss ausschließlich dir gefallen!

Ich behaupte auch mal, dass bei einigen das Hobby einen viel zu großen Platz im Leben einnimmt. Plötzlich beschränken sich die sozialen Kontakte hauptsächlich auf Menschen aus dem Hobby, jeden Tag gibt es in den Streams neue Sammelkarten zu kaufen und das nächste Produkt steht schon vor der Tür. Das ist ungesund und kann nur im Chaos enden.

Ich bin sehr froh eine immer größere Bubble mit Sammlern zu haben, mit denen ich mich entspannt austauschen und meine Sammelkarten tauschen kann. Meine Karten sind keine Statussymbole, denn ihr würdet mir nie glauben wie oft ich meine Alben durchblättere, die Sammlungen umsortiere und mich einfach daran erfreue.

Bleib fair, hab Spaß und sammel für Dich!

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